Beitrag im Siak-Journal International, hgg. vom österreichischen Bundesministerium des Inneren

Zus. mit Paul Schliefsteiner: Jihadist Terror with a Fatal Outcome. A comparative case study on attacks in Austria and Germany, in: SIAK-Journal. Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis, Sicherheitsakademie (SIAK) im österreichischen Innenministerium, International Edition, 2023, S. 49-67.

 

 

Die Zahl der dschihadistisch motivierten Terroranschläge mit tödlichem Ausgang hat in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum zugenommen. Die Analyse zeigt, dass diese Taten meist isoliert oder im zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit Anschlägen im nicht-deutschsprachigen Ausland betrachtet werden. Der vorliegende Beitrag stellt einen Vergleich der tödlichen dschihadistischen Anschläge der letzten Jahre in diesem Teil des Kontinents vor, wobei der gewählte Zeitraum bis ins Jahr 2015 zurückreicht. Nach der Flüchtlingskrise, die im Herbst/Winter dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichte, haben sich die Rahmenbedingungen und das Potenzial für solche Anschläge in Mitteleuropa deutlich verändert. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Terroranschläge mit Todesfolge (unabhängig von der Motivation des jeweiligen Täters) bis zu diesem Zeitpunkt eher selten waren. Nach offiziellen Angaben gab es in Österreich bis zum 2. November 2020 seit 1995 (Anschlag in Oberwart) überhaupt keine tödlichen Anschläge mehr;4 die beiden genannten waren ideologisch völlig unterschiedlich motiviert. In Deutschland gab es rechtsextremistisch motivierte Anschläge in München (22. Juli 2016), Kassel (2. Juni 2019), Halle (9. Oktober 2019) und Hanau (9. Februar 2020) – allesamt von Einzeltätern in Tatausführung begangen. Zum Teil spielte die Unzufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik als Motiv für die Anschläge eine mehr oder weniger große Rolle, wie sich in München, Kassel und Halle zeigte. Für das dschihadistische Spektrum wäre der letzte in Deutschland betrachtete Anschlag dieser Art der vom 2. März 2011 am Frankfurter Flughafen, der zwei US-Soldaten das Leben kostete. Die Entscheidung, sich auf die Fälle zu konzentrieren, bei denen Opfer zu beklagen waren, liegt darin begründet, dass diese Anschläge als die aus Sicht der Terroristen „erfolgreichsten“ zu betrachten sind. Die Frage, ob es sich bei einem Anschlag um einen „terroristischen Akt“ im Sinne des Strafgesetzbuches handelt, spielte bei der Auswahl keine Rolle – auch weil es hier von Land zu Land Unterschiede in den rechtlichen Rahmenbedingungen gibt.

 

Link mit dem ganzen Artikel zum Download:

 

https://www.bmi.gv.at/104/Wissenschaft_und_Forschung/SIAK-Journal/internationalEdition/files/2023/Schliefsteiner_IE_2023.pdf

 

Dieser Beitrag ist auf Englisch erschienen.

 

Dr. Florian Hartleb ist Forschungsdirektor am Europäischen Institut für Terrorismusbekämpfung und Konfliktprävention (EICTP) sowie assoziierter Forscher beim Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPPS). Er habilitiert sich an der Universität Passau.