Virtualisiert, radikalisiert und zum Morden bereit – der neue Teenagerterrorismus breitet sich aus. Zuletzt wurde in Hessen ein 18-jähriger mutmaßlicher Rechtsextremist festgenommen, der einen Anschlag geplant haben soll. Was tun? Terrorismusexperte Dr. Florian Hartleb zeigt im stern Lösungsansätze auf.
Dass Deutschland ein Problem in und mit der Inneren Sicherheit hat, ist offenkundig. Der Höchststand an politisch-motivierter Kriminalität, ein fataler Anstieg an Hasskriminalität im Internet sowie die Folgen der neuen Weltunordnung mit Parallelkonflikten „mitten unter uns“ sprechen tagtäglich eine deutliche Sprache. Dazu kommt, dass neue Ideologien entstanden sind, die im Dunstkreis von Fake News und Verschwörungstheorien Resonanz finden. Mehr noch: Sie werden gamifiziert, die Sprache der Gewaltspiele findet sich also wieder, und mittlerweile über Künstliche Intelligenz „liebevoll-grausam“ verpackt. Nicht nur wegen der Debatte um unbegleitete Flüchtlinge, die in Massen nach Deutschland kommen, stellt sich die Frage, ob die streitbare oder wehrhafte Demokratie, immerhin ein Verfassungsgrundsatz, nicht an ihre Grenzen gelangt. Insgesamt verlangt die Prävention eine auf den ersten Blick paradox anmutende Strategie: Im virtuellen Leben ist es notwendig, die auffälligen Aggressoren sozial zu isolieren und rechtsextremistische Kommunikationsbrücken auf virtuellen Plattformen wie „Steam“ zu zerschlagen. Terroristen können umso eher an ihr Ziel gelangen und Anschläge durchführen, wenn sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können. Im analogen Leben müssen die oft sozial isolierten Menschen die Bindungen an die Gesellschaft zurückgewinnen und reintegriert werden. Die gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, pädagogische und psychologische Angebote zu entwickeln.
Link zum gesamten Artikel:
Dr. Florian Hartleb ist Forschungsdirektor am Europäischen Institut für Terrorismusbekämpfung und Konfliktprävention (EICTP) sowie assoziierter Forscher beim Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPPS). Er habilitiert an der Universität Passau.